Wer einen Hybrid bewegt, der streichelt auch Bäume, trägt beige Jute Klamotten, ernährt sich rein aus biologischem Anbau und in jedem zweiten Satz kommt mindestens einmal das Wort „nachhaltig“ vor. Automobile Fortbewegung wird nur als notwendiges Mittel zum Zweck empfunden und nicht als ein Endorphin förderndes Erlebnis. Und jetzt kommt plötzlich Audi ums Eck und beweist das Gegenteil. A3 Sportback e-tron heißt dieser Beleg, ist ein Plug-in-Hybrid und macht überraschenderweise eins: Spaß. Und das ohne dick aufzutragen, wie eine erste Ausfahrt in den Wienerwald bewies.

Audi A3 Sportback e-tron
Muss man über den Audi A3 Sportback als solchen überhaupt noch etwas schreiben? Eigentlich nicht. Er ist MQB, er ist Benchmark in seiner Klasse in Sachen Verarbeitung und glänzt mit einem Innenraum, der in seiner schlichten Eleganz und Liebe zum praktischen Detail an ein Bauhaus Möbel erinnert. Seit Anfang 2013 erfreut der Fünftürer seine Kunden öl- oder benzinbetrieben zwischen 105 und 300 PS. Man sollte meinen, dass bei dieser Vielfalt der Antriebsaggregate für jeden Geschmack etwas dabei ist. Doch die Ingolstädter haben da wohl doch noch eine Lücke entdeckt: Die Kombination aus einem kleinen aufgeladenen Benzindirekteinspritzer und einem Elektromotor. Zusammen stemmen die Antriebe 204 PS und leiten bis zu 350 Nm an die Vorderachse. Respektable Werte für ein Fahrzeug der Kompaktklasse und daher beginnt hier auch der Spaß, denn hat der werte Leser schon einmal einen Toyota Prius mit Wheelspin an der Ampel davonstürmen sehen? Kaum, doch im Audi mit den zwei Herzen geht das. Problemlos. Woher wir das wissen? Nun, wir haben es schlicht ausprobiert, genauso, wie wir den Sportback auch beherzt durch den kurvigen Wienerwald gescheucht haben. Daher können wir folgendes attestieren: Der e-tron hat wirklich ein knackiges Fahrverhalten. Und das trotz seines üppigen Lebendgewicht von 1.540kg.

Audi A3 Sportback e-tron
Audi A3 Sportback e-tron

Doch bevor jetzt mahnend der Zeigefinger ob unseres Hoonigan Fahrstils erhoben wird: Wir können auch anders und der Audi A3 Sportback e-tron erst Recht. Wählt man nämlich in der Schalterleiste der Mittelkonsole den Modus „EV“, leuchtet nicht nur die entsprechende Taste beruhigend ökologisch grün, sondern es steht einem auch nur der Elektromotor für den Vortrieb zur Verfügung. Der sitzt platzsparend in der Glocke des sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebes und wird von einem 8.8 kWh-Akku gespeist. Rund 50 Kilometer verspricht Audi einem so und wir melden gehorsamst: Stimmt! Natürlich darf man, um diese Distanz zu erreichen, nicht ständig die vollen 75 kW und 330 Nm des 34kg schweren Antriebes abrufen. Vielmehr gilt es ,vorausschauend zu fahren und einen binären Fahrstil zu vermeiden. Die linke Rundanzeige im Display ermahnt einen zusätzlich psychologisch penetrant. Nein, den grünen Efficiency Bereich möchte man natürlich nicht verlassen . Lieber rekuperiert man bis zum unteren „Sweet Point“ der Charge-Anzeige. Mehr, als 40% Power verursachen dagegen schon seelische Schmerzen und der Eintritt in die Boost Zone lässt einen am Steuer nur noch innerlich panisch aufschreien.

Audi A3 Sportback e-tron Audi A3 Sportback e-tron

Wenn man dann jedoch die Batterieladung des A3 Sportback e-tron komplett leergefahren hat, meldet sich etwas nölig das 1,4l TFSI Triebwerk zu Wort und beginnt 95 oktaniges aus dem 40 Liter Tank zu saugen und zu verbrennen (warum dieser Motor übrigens nicht über die zusätzlich spritsparende Zylinderabschaltung verfügt, bleibt ein Rätsel, welches uns vor Ort niemand auflösen konnte). Nach weiteren 62km erreichten wir dann unser Ziel und wir haben bis dahin wirklich alles gegeben: Den Windschatten von Transportern gesucht, früh hochgeschaltet, uns freiwillig zum rollenden Verkehrshindernis gemacht und immer 10km/h unter der Geschwindigkeitsbegrenzung geblieben. Ein Graus für jeden passion:driving Junkie, doch es hat alles nichts genutzt. 3,1l Verbrauch standen am Schluss über die Gesamtdistanz im Display und wurden von einer speziellen Audi Auswertungssoftware bestätigt. Damit haben wir doppelt so viel verbraucht, wie Audi verspricht: 1,5l. Doch ganz unverblümt muss man leider sagen: Diese Angabe ist étron (dieses französische Wortspiel musste einfach sein. Wer es nicht versteht, muss einfach mal nach der Übersetzung googeln), denn die Verbrauchsangaben für Elektrohybrid-Fahrzeuge gemäß ECE-Norm R 101 haben rein gar nichts mit dem normalen automobilen Alltag zu tun.

Audi A3 Sportback e-tronAudi A3 Sportback e-tron

Trotzdem ist der erzielte Verbrauch natürlich kein schlechter Wert. Doch realistischer wäre wahrscheinlich bei normaler Nutzung eine Zahl um die 5. Unter „normal“ verstehen wir dabei den „Hybrid Auto“ Modus, bei dem die Elektronik nach energetischen Aspekten entscheidet, wie Benziner und E-Motor zusammen tätig sein sollen. Doch ergibt dieses Technikfeuerwerk aus zwei Antrieben und einer 125kg schweren Batterie einen Sinn? Für die Audi Ingenieure auf jeden Fall, denn die Ingolstädter beweisen mit ihrem ersten Plug-in-Hybrid, wie gut sie diese Technologie aus dem Stand heraus beherrschen (auch, wenn ein Golf GTE eigentlich nichts anderes ist). Für das Marketing auch, denn der Slogan „Vorsprung durch Technik“ bekommt mit dem A3 Sportback e-tron endlich wieder etwas Fleisch auf die Rippen. Doch wie sieht es für den Kunden aus? 37.900 Euro Einstandspreis sind happig. Damit liegt man preislich irgendwo zwischen einem 2,0 TDI quattro und dem mächtigen S3, nur um sich verbrauchsseitig auf der Höhe des frugalen 1,6 TDI Ultra für rund 26.000 Euro zu bewegen.

Audi A3 Sportback e-tron

Fazit

Der Audi A3 Sportback e-tron ergibt also am ehesten für diejenigen Baumstreichler einen Sinn, die über das nötige Einkommen für ein solches Fahrzeug verfügen, sich den entsprechenden von Audi angebotenen Öko-Strom dazubuchen, jedoch kein Aufsehen um ihre ökologisch nachhaltige Ausrichtung erregen wollen (sonst müssten sie einen BMW i3 fahren), aber manchmal vielleicht doch den Hoonigan in sich ausleben wollen, denn 7,6s auf 100 km/h und 222 km/h Topspeed sind durchaus ein Wort.

Audi A3 Sportback e-tron

Text: Axel Griesinger
Bilder: Axel Griesinger / Bjoern Habegger

Technische Daten

Audi A3 Sportback e-tron 1.4 TFSI S tronic

Motor-Bauart:
R4-Otto mit Benzindirekteinspritzung, Abgasturboaufladung, indirekter Ladeluftkühlung, Vierventil-Technik, DOHC zzgl. Elektromotor mit Lithium-Ionen-Batteriesystem
Hubraum:
1.395 cm³
Leistung:
150 kW / 204 PS bei 5.000 U/Min
Drehmoment:
350 Nm bei 1.600 – 3.500 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
222 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
7.6 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
k.A. L / k.A. L / 1.5 L E10 (ROZ 95)

Grundpreis Audi A3 Sportback e-tron 1.4 TFSI S tronic:
37.900
Testverbrauch:
3.1 Liter / 100 km über 113 km
Leergewicht:
1.615 kg
Max. Zuladung:
435 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.312 mm / 1.785 mm / 1.424 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Audi nach Wien, Österreich eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Audi übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Fahrbericht:


Autor

Mit Baujahr 1969 bekommt man schon lange ein H-Kennzeichen, doch langsam unterwegs muss man deshalb noch lange nicht sein. Ich bin der lebende Beweis, denn ich teile auch im "fortgeschrittenen" Alter mit passion:driving Gründer Sebastian die Leidenschaft für die Fahrdynamik im Grenzbereich. Am liebsten auf unserer gemeinsamen Lieblingsrennstrecke: Die Nürburgring Nordschleife. Für passion:driving schreibe ich daher als gereifter Spritkopf für Spritköpfe aller Altersklassen über die Leidenschaft zum Automobil.

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