Eigentlich müsste man sich ja fragen, warum man es für eine gute Idee hält, einen kleinen, puristischen Roadster ein paar Zusatzpfunde aufzuschweißen, weitere Elektromotörchen und komplizierte Mechanismen hineinzustopfen, so wie es Mazda mit dem MX-5 RF getan hat. Und eigentlich ist diese Idee keine gute. Nicht für Puristen. Nicht für uns Petrolheads, die noch jedes Gramm sparen möchten und jedes bisschen Leistungsgewicht auskosten wollen. Doch zuerst müssen wir hier einen kleinen Schritt zurückgehen.
Als Mazda in der dritten Generation des MX-5 nämlich erstmals auch ein Stahldach anbot – ihr wisst schon, diese unsäglichen Dinger, die ein paar Jahre total angesagt und nahezu jede Karosserie massiv verunstaltet haben – wurde das sicherlich nicht als Move verpackt, um damit ein paar Puristen mehr zur Unterschrift eines Kaufvertrags zu locken. Nein, es ging um Erschließung weiterer Käufergruppen, Käufergruppen an einem speziellen Ende einer Skala zwischen Hardcore und Blümchenpflücken – ihr wisst schon.
Komfort- und Topmodell der MX-5 Reihe
Und in erster Linie geht es auch beim MX-5 RF genau um dieses Ende der Skala. Vielleicht nicht ganz so exklusiv, aber der Ausschlag des Zeigers weg von den Puristen ist beim RF zumindest deutlich erkennbar. Käufer, die sich einen Roadster wünschen und im Alltag eben doch auf das ein oder andere Stückchen Komfort mit an Bord haben wollen.
Der Clou ist allerdings eher, wie Mazda es dieses mal gemacht hat. Denn dem MX-5 mit dem „Retractable Fastback“ gleich eine ganz eigene Karosserievariente zu widmen, die noch dazu so unverschämt gut ausschaut, tröstet ausreichend über ein paar Kilos mehr hinweg – erst recht wenn es derer gerade einmal 45 sind. Wenn die dann so derart schön verabreicht werden, dass du einerseits dieses wunderschöne Coupé bestaunst, dich andererseits über den eleganten Targa freust, dann sind ein paar Kilo hier, ein paar Streben dort wohl kein Hinderungsgrund. Zumal wenn fahrdynamisch weiterhin das gute Silberbesteck aufgetischt wird.
Da stehst du dann, irgendwo im Bergland um Barcelona: vor dir ein Filestück von Straße, dass nur darauf wartet, von dir verspeist zu werden. Während andere Autos dir hier einen Thermomix-Brei servieren, und von dir nicht mehr verlangen, als die Suppe auszulöffeln, ist der MX-5 RF dein Messer und deine Gabel. Er will dass du es bist, der das Filet mit dem Besteck von Hand zerschneidet, eine Kurve nach der anderen, während der Sauger die Drehzahlleiter hochgescheucht wird. Und für diese Handarbeit wirst du reichlich belohnt indem du alle Geschmacksrichtungen, alle noch so feinen Nuancen schmecken und erleben kannst. Ein Fest für die Sinne, dass sich durch feine Gewürze aus dem Regal des Chefkochs noch feiner abschmecken lässt: mit dem optionalen Sportpaket (1.800 €) zusätzlich ein Sportfahrwerk mit Bilstein-Dämpfern, sowie einer Domstrebe und Recaro-Schalensitzen.
Soviel sei gesagt: forderst du ihn, wirst du in jedem Fall deinen Spaß haben. Allerdings war die Testfahrt leider etwas kurz und mein Beifahrer außergewöhnlich ängstlich, weshalb sich zum Fahren noch nicht so viel mehr sagen lässt. Doch ich hoffe, dass ich euch früher oder später auch noch ein paar detailliertere Eindrücke liefern kann.
Ausstattung hurra, Platz so lala
Eine klaustrophobische Veranlagung sollte man im MX-5 RF freilich nicht haben. Die Beine sind eher sicher verkantet, als das man von Beinfreiheit sprechen könnte und häufiger, als man meint, entdeckt man sich in einer leicht Kopf eingezogenen Haltung um die nächste Kurve fliegen, wenn das Verdeck geschlossen ist. Und auch wenn ein festes Dach eine geringere Geräuschkulisse vermuten lässt: Rauschen tut’s halt doch von überall – dass man also in einem Roadster sitzt, vergisst man nie ganz. Egal, ob nun mit offenem oder geschlossenen Verdeck. Was der dafür aber an Stauraum mitbringt, ist durchaus noch recht vernünftig.
Übrigens: Mazda geht davon aus, dass mehr als 60% künftig den MX-5 RF, statt des normalen MX-5 ordern werden. Und ich kann das sehr gut verstehen. Hand auf’s Herz: der RF sieht einfach viel, viel cooler aus. Der Mechanismus des dreiteiligen Verdecks ist zudem so geschickt gebaut, dass es in nur 13 Sekunden und wenigstens noch bei Schrittgeschwindigkeit (10 km/h) zu öffnen ist. Dass der MX-5 RF mehr dem Komfort, als dem Purismus verschrieben ist, wird auch daran deutlich, dass es hier direkt mit einem recht hohen Ausstattungsniveau losgeht: Grundsätzlich ist die „Exclusive Line“ Standard, welche ab Werk schon Dinge wie Lederausstattung mit roten Ziernähten, Klimaautomatik, Spurhalteassistent, 17-Zoll-Felgen, Bluetooth-Radio, Voll-LED-Scheinwerfer und Sitzheizung umfasst. Optional lässt sich das ganze dann noch etwa um ein Navi oder um das BOSE-Soundsystem erweitern, das zusätzlich einen Lautsprecher in den Kopfstützen versteckt.
Nun kann man über all dieses Schischi herzhaft debattieren, doch es steht dem MX-5 RF ungemein gut. Und überhaupt: er ist nicht nur unfassbar ansehnlich geworden und sticht optisch den normalen Roadster aus, sondern Mazda hat ein ganz zentrales Merkmal erhalten: sie haben den Fahrspaß nicht durch Komfort kompromittiert. Los geht es preislich ab 29.980 Euro. Ach und apropos Komfort: theoretisch gibt es den MX-5 RF auch mit einem Automatikgetriebe. Soweit wollen wir es dann aber doch nicht kommen lassen. Das wäre ja in etwa so, als würden wir das Silberbesteck gegen einen Strohhalm tauschen, um damit unser Fahrspaßfilet zu genießen. Es hätte halt irgendwie keinen Geschmack.
Text: sb
Fotos: Mazda
Technische Daten
Mazda MX-5 RF SKYACTIV-G 160
- Motor-Bauart:
- Vierzylinder DOHC mit Mazda SKYACTIV-G Technologie
- Hubraum:
- 1.998 cm³
- Leistung:
- 118 kW / 160 PS bei 6.000 U/Min
- Drehmoment:
- 200 Nm bei 4.600 U/Min
- Höchstgeschwindigkeit:
- 215 km/h
- Beschleunigung (0-100 km/h)
- 7.5 Sekunden
- Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
- 9.4 L / 5.5 L / 6.9 L E10 (ROZ 95)
- Grundpreis Mazda MX-5 RF SKYACTIV-G 160:
- 29.890 €
- Testfahrzeugpreis:
- 32.090 €
- Leergewicht:
- 1.045 kg
- Max. Zuladung:
- 250 kg
- Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
- 3.915 mm / 1.735 mm / 1.236 mm
Disclosure zur Transparenz
Ich wurde von Mazda nach Barcelona, Spanien eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Mazda übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.