Man mag sich fragen, warum die Fahrveranstaltung für den neuen Audi Q5 (der intern auf die Bezeichnung FY hört) denn unbedingt in Mexiko sein muss. Soviel ist dabei schon mal klar: zumindest die USA konnte es (entgegen des ursprünglichen Plans) nicht sein, denn aufgrund gewisser Verstimmungen zwischen den dortigen Zulassungsbehörden und dem VW Konzern im Allgemeinen und Audi im ganz speziellen, verweigerte man den Vorserienfahrzeugen eine Zulassung. Doch einen SUV, der insbesondere auf dem Amerikanischen Markt populär ist in einer Region vorzustellen, in der es auf etliche hundert Quadratkilometer gerade 2 Straßen gibt und der Rest aus Schotter- und Sandpisten besteht, ist doch eigentlich gar nicht so verkehrt – erst Recht nicht, wenn dieses SUV sogar in Mexiko gebaut wird.

2017 Audi Q5 (FY) 2.0 TFSI quattro ultra

Sicher, man mag Audi vielleicht nun auch noch ein alte Motorjournalismusweisheit vorwerfen: je uninteressanter das Modell, desto weiter fliegst Du die Journalisten. In Zeiten, in denen man Audi aber berechtigterweise ein wenig viel Nüchternheit vorwerfen darf, sticht der Q5 aber durchaus heraus. Ganz so radikal, dass aus einer Kylie Minogue eine Mariah Carey wurde sind die Designänderungen zwar nicht, deutlich mehr als ein einfaches Facelift ist es aber ganz eindeutig.

Da wäre allein die sehr viel tiefer gezogene Schnauze, die bei weitem nicht mehr so steil im Wind steht wie beim Vorgänger. Vor allem aber haben wir es wieder mit einem Audi-Design zu tun, das wie ein guter Wein eher im richtigen Setting genossen werden will und nicht einfach schnell mal zwischen rein hinuntergekippt wird. Wie so oft bei Audi gilt: den besonderen Trick leistet das richtige Licht. Erst dann kommt etwa die besonders scharf gezeichnete Schulterkante voll zur Geltung, welche sich wie eine Welle über die Seite schwingt und dem Q5 damit ein sehr kräftiges Auftreten beschert.

Und auch Innen gibt’s die ein oder andere Überraschung. Zum Beispiel hätte ich erwartet, dass der Innenraum nun gänzlich dem ähnelt, das wir auch von den neuen MLB evo Modellen, wie dem A5 und dem A4 kennen: die durchgehenden Lüftungsgitter im Armaturenbrett. Pustekuchen, ist nicht: es ist so, wie es sein soll: Lüftungsdüsen links, Lüftungsdüsen rechts. Jaja, nun kann ich mich nicht mehr wunderbar passiv bewindstromen lassen, aber der Härtetest bei über 30° in der mexikanischen Wüste der Baja California zeigt: es geht auch so und das auch ohne unangenehme Zugluft.

Daneben hat man bereits gute Dinge weiter verbessert. Etwa die Audi phone box, über welche einerseits das Funksignal einer außenliegenden Mobilfunkantenne eingespeist wird und anderseits Qi-kompatible Smartphones induktiv geladen werden können. Aus der wurde nun nämlich keine Box mehr, sondern eine offene Ablage unterhalb der Armlehne, sodass man künftig erst gar kein Fach mehr öffnen muss und dennoch sein Smartphone sicher und rutschfest verstaut hat. Dazu gibt es feine Ambientbeleuchtung und darüberhinaus eben die von Audi gewohnt hohe Verarbeitungsqualität.

Natürlich haben sie dem Q5 den Schüssel zum voll beladenen Assistenzsystemwaffenschrank überlassen und so hat sicher der neue ganz verantwortungsbewusst bis an die Zähne bewaffnet. Prädikativer Effizienzassistent, Spurhalteassistent, Bergabfahrhilfe, Stauassistent, Querverkehrassistent, Ausweichassistent, Abbiegeassistent und pre sense city, welches innerhalb der Stadt vor Fahrradfahrern und Fußgängern warnt – ehrlich, die sind ja auch echt überall! Alles an Bord also, was das Herz begehrt. Über das Virtual Cockpit und Bose Soundsystem mit 3D Sound brauchen wir natürlich nicht sprechen. Alles selbstverständlich, das nötige Budget für genug kostenpflichtige Extras vorausgesetzt.

Besonders fein ist aber, was Audi dem Q5 auf der Fahrwerksseite mitgegeben hat: denn optional gibt es eine Luftfederung, die dem Q5 einen großen Spagat ermöglicht. Einerseits beherrscht er damit die Reisedisziplin ganz hervorragend, wenn das System zugegebenermaßen auch nicht ganz auf dem Niveau der Mercedes Airmatic über Unebenheiten und Wellen hinwegluftfedert. Auf der anderen Seite lässt sich das Fahrwerk damit 45 Millimeter über Normalniveau anheben und ermöglicht dem Q5 dabei selbst für Geländepassagen, die so eigentlich niemand mit ihm befahren würde, ausreichend Bodenfreiheit. Im dynamic-Modus des Drive Select wird er letztlich zwar nicht zum Sportwagen, macht trotzdem auf den 3 Kurven, die sich im Süden der Baja California finden lassen, keine schlechte Figur. Das schon in anderen Modellen gute, fahrdynamische Dienste leistende Sportdifferenzial ist beim Q5 erstmals bestellbar, allerdings der Topmotorisierung, dem 3-Liter-Diesel, vorbehalten. Es ermöglicht eine aktive Momentverteilung zwischen Achsen abhängig von Lenkwinkel, Gaspedalstellung und trägt dadurch zu noch mehr Agilität bei.

2017 Audi Q5 (FY) 2.0 TFSI quattro ultra

Der große Motor ist daneben auch der einzige, der noch einen konventionellen, mechanischen Allradantrieb an Bord hat. Alle anderen Modelle müssen mit dem „quattro ultra“ Allradsystem auskommen. Das System ermöglicht es, die Kardanwelle komplett auszukuppeln und somit nur noch die Vorderräder zu bedienen. Im Gegensatz zu einem Haldex Hang-On-System ist der quattro ultra bei geschlossener Kupplung allerdings ein vollwertiger Allradantrieb mit einem Hinterachsgetriebe zur Momentenverteilung. Das allerdings – und das ist hier der Clou – beinhaltet eine zusätzliche Trennkupplung, welche jene Komponenten stilllegt, die nicht benötigt werden, solange die Hinterachse nicht angetrieben wird. Dadurch werden unnötige Schleppverluste eliminiert. Und mal unter uns: ein großer Teil aller Q5 dürfte – Allrad hin oder her – wohl nur in den seltensten Fällen so bewegt werden, dass es auf die Hinterachse wirklich ankommt.

Das Leistungsspektrum unter der Haube bewegt sich im neuen Audi Q5 von 150 bis 286 PS, wobei zu Beginn als kleinste Motorisierung der 2-Liter-Diesel mit 163 PS ins Rennen geht. Den gibt es dann – wie bekannt – natürlich auch mit 190 PS. Darüber rangiert der 2.0 TFSI mit 252 PS, den ich auch durch die Baja California gescheucht habe. Ein Drehmomentmonster, wie der 3-Liter-Diesel, ist der Benziner zwar sicher nicht, aber 252 PS reichen mehr als genug aus, um den Q5 auch dynamisch zu bewegen.

2017 Audi Q5 (FY) 2.0 TFSI quattro ultra

Fazit

Nun, über die fahrdynamischen Qualitäten kann man derzeit nur spekulieren. Die aufwändige Fahrwerkskonstruktion, die Möglichkeit beim Q5 erstmals ein Sportdifferenzial zu bestellen und das auch so bereits ansprechende Fahrverhalten wecken aber durchaus Vorfreude auf einen künftigen SQ 5. Wenn man überlegt, wie überraschend agil bereits der SQ 7 TDI zu bewegen ist, stehen die Vorzeichen gut. Und wer weiß, vielleicht kann man sich in Ingolstadt (oder besser Neckarsulm) ja gar überwinden, 5 und 5 zusammenzuzählen und serviert uns nicht nur ein S, sondern ein RS – einschließlich des heiß geliebten Fünfenders. Na, Audi, was meint ihr?

2017 Audi Q5 (FY) 2.0 TFSI quattro ultra

Text: sb
Fotos: sb/Audi

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Audi nach San Jose Los Cabos, Mexiko eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Audi übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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